Rahmen_Heldenreise

Unser Leben gleicht einer ständigen Heldenreise .

Der Sprach- und Literaturwissenschaftler Joseph John Campbell erforschte das Motiv der Heldenreise und erkannte darin ein Grundmuster der Mythologien.
Klären wir zunächst – was ist denn eigentlich der Mythos – die Sage der Helden?
Es ist die Geschichte eines Individuums, dass einen höheren Ruf empfängt und zu einer Reise voller Abenteuer aufbricht. Nach einer Reihe schwieriger Prüfungen, kehrt der Held mit neuen Kräften in die Gesellschaft zurück und nutzt seine neuen Gaben zum Wohle anderer.
Campbell fragte sich: Ist dieser Mythos wirklich eine fiktive Geschichte?
Beschreibt diese Reise nicht vielmehr die Erfahrungsgebiete des Menschen während eines Veränderungsprozesses? Und startet nicht jeder Veränderungsprozess mit einem Ruf, der uns von einer Lebensphase in die nächste, von einem Beruf zum anderen oder in eine neue Liebesbeziehung führen will?
Er erkannte: Die Heldenreise nützt dem Menschen als Orientierung auf dem Weg der Veränderung.
  • Sie veranschaulicht die innersten Abläufe der menschlichen Psyche.
  • Sie verdeutlicht die Auseinandersetzung mit dem grundlegendsten Dilemma des menschlichen Daseins. Und zwar: sich entscheiden zu müssen, wenn man in der Zwickmühle steckt.
  • Sie hilft uns, Veränderung als Chance zu begreifen und zeigt, welche Phasen wir durchlaufen und welche Schritte wir gehen müssen, um Veränderung zu vollbringen.
  • Sie macht uns Mut, weil wir uns von unvermeidlichen Veränderungen nicht mehr bedroht fühlen.
Wir wissen nun, dass Veränderung einem bestimmten Ablauf folgt – Wir haben einen Plan.

In Anlehnung an Campbells Modell, dass zahlreich weiterentwickelt wurde, beschreibe ich 12 Phasen der Held*innenreise. Es ist der Plan, der uns Sicherheit in Zeiten von ständiger Veränderung gibt.

1. Wir leben unseren Alltag in der realen Welt. Wir sind erfüllt, alles scheint gut und dennoch schleicht sich ein Gefühl von unzureichend ein. Wir sind unzufrieden, irgendetwas wirft einen Schatten in unsere gewohnte Welt.

Der Ruf nach Veränderung dringt vor…

2. Jedoch – die Unzufriedenheit wird verdrängt. Denn das bedeutet: Beschäftige dich mit deiner gegenwärtigen Lebenslage! Das wollen wir nicht, weil es uns anstrengt. Aber – der Ruf wird immer lauter und wir geraten auf der Stufe des 1. Widerstandes ins Schlittern.

3. Wir fragen uns, welche treibende Kraft drängt uns zur Veränderung? Was können wir auf der Reise gewinnen? Wir akzeptieren den Ruf und entscheiden, die Reise anzutreten.

4. Zum Beginn der Reise begegnen wir einem Mentor. Das kann eine Person, ein Ereignis, eine Begegnung oder ein spiritueller Begleiter sein. Er oder es schenkt uns ein „Instrument der Kraft“ und unterstützt sowie trainiert uns.

5. Nun gelangen wir an die Schwelle, an das Tor zum Eingang in die Unterwelt. Hier begegnen wir dem Schwellenwächter, der die 2. Stufe des Widerstandes symbolisiert. Der Wächter präsentiert uns all die Kräfte unserer Persönlichkeit, mit denen wir uns selbst sabotieren. Kräfte, die verhindern wollen, dass wir uns selbst verwirklichen. Wir schlittern erneut und kämpfen, bis wir wieder sicheren Boden unter den Füßen spüren.

6. Wir setzen den Weg fort, treffen auf Freunde & Feinde. Wir erhalten Zuspruch und stellen uns gleichzeitig inneren Zweifeln und Beschwerlichkeiten. Ständig begegnet uns Neues sowie Fremdes und wir üben uns entschieden im Umgang damit.

7. Erste Bewährungsproben stehen dann. Es gilt zu testen und zu verfeinern – wir bereiten uns auf unsere entscheidende Prüfung vor.

8. Am Fuße der Unterwelt treffen wir auf unseren stärksten Gegner, der unseren Schatz bewacht – wir begegnen unserer Urangst. Wir haben trainiert und geprobt und sind uns sicher: Wir finden die richtige Weise, die Prüfung zu meistern. Weil wir wissen: Diese Prüfung entscheidet über das Gelingen unserer Heldenreise.

9. Geschafft! Nun erhalten wir den Lohn für die bestandene Prüfung – das Elixier, den Schatz in Form von neuem Wissen oder Erfahrungen, je nachdem, wonach wir gesucht haben.

10. Wir sind gereift in unserer Persönlichkeit und treten den Rückweg zurück in die reale Welt an. Wir reflektieren unsere Erfahrungen und Begegnungen der Reise. Vielleicht begleiten uns Sorgen, wie wir unser gewohntes Umfeld vorfinden und bereiten uns auf Zweiflern vor, denen wir erneut begegnen können.

11. Über die Schwelle kehren wir zurück und integrieren unsere Errungenschaften behutsam in den Alltag. Mit Ruhe und Verständnis begegnen wir dem verunsicherten und möglicherweise ungläubigem Umfeld.

12. Am Ende der Reise werden wir als Held*in gefeiert und erfahren Anerkennung und Lob.

Im Kreislauf des Lebens ist der nächste Schritt zum Alltag nicht weit und so werden wir schon bald eine neue Held*innenreise antreten.

Der Mensch strebt nach Entwicklung und gewinnt diese nur, wenn er sich ständig neuen Reisen stellt.

An welche Veränderung fühlen Sie sich erinnert? Welche Reisen haben Sie bereits gemeistert und haben sich dabei als Held*in gefühlt? Oder ermutigt Sie dieser Plan eine bevorstehende, bisher vielleicht undeutliche Reise anzutreten, dem Ruf nun wahrlich zu folgen?

Schreiben Sie mir. Ich freue mich über Ihre Fragen und Erzählungen, die Sie mit mir teilen.